Zweiter Hamburger Bewegungsbericht: Methodik
Gliederung
- Raumbezogene Auswertungen
- Sportaktivität nach Organisationsform
- Zielgruppe Kinder und Jugendliche
3.1. SOPESS
3.2. Schwimmfähigkeit - Zielgruppe Erwachsene und ältere Erwachsene
4.1. NAKO
4.2. HCHS
4.3. LUCAS
1. Raumbezogene Auswertung
Im Rahmen des Zweiten Hamburger Bewegungsberichtes wird das Bewegungsverhalten von Hamburger*innen auf Stadtteilebene dargestellt.
Da zur Analyse von gesundheitsbezogenen Daten ausreichende Fallzahlen und eine Grundgesamtheit (> 10.000 EW) je räumliche Einheit notwendig sind, werden auf Grundlage des Morbiditätsatlas (2013) einzelne Stadtteile, die räumlich aneinandergrenzen und hinsichtlich ihrer sozialen Lage möglichst homogen sind, zu Stadtteilclustern zusammengefasst.
Die Stadtteile und die zugehörigen Cluster sind Tabelle 1 zu entnehmen. Die Kartierung der untersuchten Variablen auf Stadtteilclusterebene erfolgte in Zusammenarbeit mit der HafenCity Universität.
Tabelle 1. Stadtteilcluster in Hamburg; Quelle: Morbiditätsatlas Hamburg, 2013 (Link)
Stadtteilcluster | Stadtteile |
Stadtteilcluster Rothenburgsort | Billbrook, Hammerbrook, Rothenburgsort |
Hamburg-Altstadt und Neustadt | Hamburg-Altstadt, Neustadt |
Stadtteilcluster Wilhelmsburg | Kleiner Grasbrook und Steinwerder, Veddel, Wilhelmsburg |
Borgfelde und St. Georg | Borgfelde, St. Georg |
Allermöhe und Bergedorf | Allermöhe, Bergedorf |
Stadtteilcluster Kirchwerder | Altengamme, Billwerder, Curslack, Kirchwerder, Moorfleet, Neuengamme, Ochsenwerder, Reitbrook, Spadenland, Tatenberg |
Stadtteilcluster Marmstorf | Langenbek, Marmstorf, Neuland und Gut Moor, Rönneburg, Sinstorf |
Stadtteilcluster Neuenfelde | Cranz, Francop, Moorburg und Altenwerder, Neuenfelde |
Duvenstedt und Lemsahl-Mellingstedt | Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt |
Bergstedt und Wohldorf-Ohlstedt | Bergstedt, Wohldorf-Ohlstedt |
Nienstedten und Othmarschen | Nienstedten, Othmarschen |
Altona-Nord und Sternschanze | Altona-Nord, Sternschanze |
Iserbrook und Sülldorf | Iserbrook, Sülldorf |
Fuhlsbüttel und Groß Borstel | Fuhlsbüttel, Groß Borstel |
Eppendorf und Hoheluft-Ost | Eppendorf, Hoheluft-Ost |
Hohenfelde und Uhlenhorst | Hohenfelde, Uhlenhorst |
2. Sportaktivitäten nach Organisationsform
Die Sportaktivität nach Organisationsform wurde im Zeitraum von 2019 – 2024 anhand der Mitgliedschaften in Sportvereinen und Fitnessstudios analysiert. Hierfür wurden Daten und Berichte vom Hamburger Sportbund (HSB), dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) hinzugezogen. Die jeweiligen Stichtage der Datenerhebung sind Tabelle 1 zu entnehmen. Die Mitgliederstatistiken der einzelnen Organisationen sind online einsehbar:
Hamburger Sportbund - HSB (Link)
Deutscher Olympischer Sportbund - DOSB (Link)
Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen e.V. - DSSV (Link)
Die Mitgliedsdaten im organisierten Vereinssport (HSB und DOSB) werden differenziert für Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen berichtet. Im Hamburger Bewegungsbericht werden die Mitgliedstaden für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene und ältere Erwachsene (Im HSB ab 18 Jahren, im DOSB ab 19 Jahren) dargestellt. Zwischen 2022 und 2024 erfasste der DOSB zudem eine begrenzte Zahl an Mitgliedern, die sich als divers identifizierten. Aufgrund ihres sehr geringen Anteils an der Gesamtmitgliedschaft wurden diese Daten im Hamburger Bewegungsbericht nicht gesondert ausgewiesen.
Tabelle 2. Stichtage der Datenerhebung
HBB2 | HSB | DOSB | DSSV |
2019 | 31.12.2018 | 01.01.2019 | 31.12.2018 |
2020 | 31.12.2019 | 01.01.2020 | 31.12.2019 |
2021 | 31.12.2020 | 01.01.2021 | 31.12.2020 |
2022 | 31.12.2021 | 01.01.2022 | 31.12.2021 |
2023 | 31.12.2022 | 01.01.2023 | 31.12.2022 |
2024 | 31.12.2023 | 01.01.2024 | 31.12.2023 |
3. Zielgruppe Kinder und Jugendliche
3.1 Sozialpädiatrisches Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS)
Rahmenbedingungen
Das Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) wurde von Schulärztinnen und Schulärzten bei Hamburger Vorschulkindern im Alter von etwa 5 bis 6 Jahren durchgeführt. In die Auswertung einbezogen wurden die Schuljahre 2018/19, 2021/22 und 2022/23.
In den Schuljahren 2019/20 und 2020/21 konnte aufgrund der COVID-19-Pandemie keine Datenerhebung erfolgen.
Für den Hamburger Bewegungsbericht wurden die Daten durch die Sozialbehörde in Abstimmung mit den zuständigen Bezirksämtern bereitgestellt. Insgesamt wurden 48.011 Kinder untersucht; die Stichprobengrößen der einzelnen Jahre sind Tabelle 3 zu entnehmen.
Tabelle 3. Anzahl der teilnehmenden Kinder nach Schuljahr
Schuljahr | Gesamt | Mädchen | Jungen |
2018/2019 | 14.865 | 7.212 | 7.653 |
2021/2022 | 15.258* | 7.465 | 7.792 |
2022/2023 | 17.888 | 8.823 | 9.065 |
* Einschließlich eines Kindes ohne Angabe zum Geschlecht
Methodik
Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung durchlaufen die Kinder verschiedene motorische und kognitive Testungen. Im Hamburger Bewegungsbericht wird hiervon lediglich die Körperkoordination analysiert. Die Kinder haben die Aufgabe, innerhalb von 10 Sekunden so viele Seitsprünge wie möglich durchzuführen. Anhand der Anzahl der geschafften Sprünge wurde die Leistung im Bereich der Körperkoordination in unauffällig, grenzwertig und auffällig eingestuft (Vgl. Tabelle 2). Zusätzlich wurden noch die selektive Aufmerksamkeit, die Visuomotorik und die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit erfasst, die jedoch im Bewegungsbericht keine Berücksichtigung finden. Neben der motorischen und kognitiven Leistungsfähigkeit wurden weitere Rahmenbedingungen erfasst. Hierzu zählt das Geschlecht, der BMI in kg/m2, der Migrationshintergrund, die aktuelle Berufstätigkeit der Eltern und der Stadtteil des Wohnortes. Aus diesen Variablen sowie verschiedenen geographischen Parametern, wie der Anzahl der Spielplätze je Einwohner unter 18 Jahren, wurden Korrelationen mit der Körperkoordination gerechnet, um mögliche Zusammenhänge zu erkennen.
Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung durchlaufen die Kinder verschiedene motorische und kognitive Testverfahren. Im Hamburger Bewegungsbericht wird davon ausschließlich die Körperkoordination analysiert.
Hierbei führen die Kinder innerhalb von zehn Sekunden so viele Seitsprünge wie möglich aus. Die Anzahl der korrekt ausgeführten Sprünge dient als Grundlage zur Einteilung der motorischen Leistung in die Kategorien unauffällig, grenzwertig und auffällig (vgl. Tabelle 4).
Tabelle 4. Klassifikation der Körperkoordination
Klassifikation | Anzahl der Seitsprünge |
Unauffällig | mindestens 9 Sprünge in 10 Sekunden |
Grenzwertig | 7-8 Sprünge in 10 Sekunden |
Auffällig | 0-6 Sprünge in 10 Sekunden |
Zusätzlich zur motorischen und kognitiven Leistungsfähigkeit wurden verschiedene Rahmenbedingungen erfasst:
- Geschlecht,
- Body-Mass-Index (BMI, kg/m2),
- Migrationshintergrund,
- aktuelle Berufstätigkeit der Eltern sowie
- Wohnstadtteil.
Auf Basis dieser Variablen sowie geographischer Merkmale – z. B. der Anzahl an Spielplätzen pro Einwohner:in unter 18 Jahren – wurden Korrelationen mit der Körperkoordination berechnet, um potenzielle Zusammenhänge zwischen Lebensumfeld und motorischer Leistungsfähigkeit zu identifizieren.
Darüber hinaus wurde in den Analysen der Sozialindex der Stadtteile berücksichtigt. Die Berechnungsgrundlage dieses Indexes basiert auf dem Sozialmonitoring-Bericht 2023 der Freien und Hansestadt Hamburg.
Sozialmonitoring Integrierte Stadtteilentwicklung – Bericht 2023 (Link)
Weitere Berichte des Hamburger Sozialmonitorings: Hier
3.2 Schwimmfähigkeit
Rahmenbedingungen
Die Schwimmfähigkeit Hamburger Grundschulkinder in Klassenstufe 3 und 4 wurde in den Schuljahren 2021/2022 und 2022/2023 jeweils vor und nach dem Schwimmunterricht systematisch erfasst. Zusätzlich wurden Daten aus den Schuljahren 2016/2017 bis 2020/2021 berücksichtigt, die von der Bäderland Hamburg GmbH für die Nutzung im Rahmen der Hamburger Bewegungsberichterstattung bereitgestellt wurden.
Insgesamt flossen die Daten von 217 Schulen aus allen Hamburger Bezirken in die Auswertung ein. Die Erhebungen fanden in jedem Schuljahr jeweils in den Klassenstufen 3 und 4 statt – sowohl im ersten als auch im zweiten Halbjahr.
Die Anzahl der erfassten Kinder pro Schuljahr und Klassenstufe ist in Tabelle 5 dargestellt. Die Zahl der teilnehmenden Schulen pro Bezirk in den Schuljahren 2021/22 und 2022/23 ist Tabelle 6 zu entnehmen.
Tabelle 5. Anzahl der untersuchten Kinder nach Schuljahr und Klassenstufe
Schuljahr | Klasse 3 (1. HJ) | Klasse 4 (1. HJ) | Klasse 3 (2. HJ) | Klasse 4 (2. HJ) |
2016/2017 | 5414 | 7666 | 7969 | 4984 |
2017/2018 | 5185 | 7977 | 7886 | 5102 |
2018/2019 | 5363 | 8180 | 8214 | 5328 |
2019/2020 | 5038 | 8919 | 8531 | 5339 |
2020/2021 | 5104 | 8989 | 7887 | 5490 |
2021/2022 | 5481 | 8903 | 8191 | 6094 |
2022/2023 | 5771 | 9220 | 8845 | 6313 |
Tabelle 6. Anzahl inkludierter Schulen nach Bezirk in den Schuljahren 2021/22 und 2022/23
Bezirk | Anzahl der Schulen |
Altona | 23 |
Bergedorf | 19 |
Eimsbüttel | 20 |
Hamburg-Mitte | 34 |
Hamburg-Nord | 30 |
Harburg | 21 |
Wandsbek | 55 |
Methodik
Als schwimmfähig galten Kinder, die mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze erfolgreich absolviert hatten. Die Erfassung des Schwimmstandes erfolgte jeweils vor und nach dem Schwimmunterricht.
Zusätzlich wurde das Alter, die Klassenstufe, die besuchte Schule, die Schwimmhalle, sowie der Wohnstadtteil für die Analysen berücksichtigt.
Zum Vergleich der Hamburger Ergebnisse mit dem bundesweiten Durchschnitt wurden Referenzdaten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) herangezogen. Diese beruhen auf einer repräsentativen forsa-Bevölkerungsumfrage aus dem Jahr 2022 und sind online einsehbar.
Repräsentative Bevölkerungsbefragung von forsa (Quelle: DLRG): (Link)
4. Erwachsene und ältere Erwachsene
4.1 NAKO Gesundheitsstudie
Rahmenbedingungen
Die Ersterhebung der NAKO Gesundheitsstudie wurde in Hamburg in den Jahren 2015 – 2019 (Stichtag: 30.06.2024) durchgeführt. Insgesamt wurden 10.095 Personen im Alter von 20 bis 69 Jahren in die Studie eingeschlossen (4.927 Männer und 5.168 Frauen), die zufällig aus der Hamburger Bevölkerung ausgewählt wurden. An der Folgeuntersuchung, die zwischen 2020 und dem 30. Juni 2024 stattfand, nahmen 6.458 Personen teil (3.179 Männer und 3.279 Frauen).
Methodik
Die körperliche Aktivität wurde in beiden Erhebungsphasen mithilfe zweier validierter Fragebögen erfasst:
- Questionnaire of Annual Physical Activity Pattern (QUAP): Dieser Fragebogen umfasst 28 Fragen zu verschiedenen Bereichen körperlicher Aktivität, darunter berufliche Tätigkeit, Haushalt, Mobilität, Freizeit, Sport, Bewegung, Treppensteigen und sitzende Tätigkeiten. Erfragt werden die Art der Aktivität, deren Häufigkeit (Monate pro Jahr, Tage pro Woche, Stunden pro Tag) sowie die Intensität (leicht, moderat, etwas schwer, überwiegend schwer). Die Ergebnisse werden nach Altersgruppen, Geschlecht und Jahreszeit differenziert ausgewertet.
- Global Physical Activity Questionnaire (GPAQ): Dieser zweite Fragebogen enthält 16 Fragen und erfasst körperliche Aktivität im Arbeitsumfeld, beim Weg zur Arbeit, in der Freizeit sowie das Sitzverhalten. Abgefragt werden die Häufigkeit (Tage pro Woche), die Dauer (Minuten pro Tag) und die subjektiv empfundene Intensität (moderat oder intensiv).
Darüber hinaus dokumentieren die Teilnehmenden in vier sechsstündigen Blöcken ihre Aktivitäten inklusive Intensität (leicht, moderat, intensiv) sowie den prozentualen Anteil stehender und sitzender Tätigkeiten (0–100 %).
Zur objektiven Erfassung erhalten alle Teilnehmenden zusätzlich einen Beschleunigungssensor, der mittels Akzelerometrie über einen Zeitraum von sieben aufeinanderfolgenden Tagen körperlich aktive Zeiten, Sitzzeiten und Schlafverhalten mit einer Frequenz von 100 Hz misst.
Mittels dieser METs wird die Energie, die über eine bestimmte Zeit in verschiedenen Intensitätsbereichen verbraucht wird, angegeben. Hierbei beschreiben die METs den Anstieg des körperlichen Energieverbrauchs über den Ruheenergieverbrauch hinaus und basieren im Detail auf der Berechnung der verbrauchten Energie in Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde (siehe Tabelle 7).
Tabelle 7. Kategorisierung des metabolischen Äquivalents
Ruhe | Sitzendes Verhalten | Leicht-intensive körperliche Aktivität | Moderat-intensive körperliche Aktivität | Hoch-intensive körperliche Aktivität |
1 MET | 1 – 1,5 MET | 1,6 – 2,9 MET | 3 – 5,9 MET | ≥ 6 MET |
z. B. | z. B. Fernsehen oder sitzende Bürotätigkeit | z. B. Alltagsaktivitäten, die kaum anstrengend wahrgenommen werden | z. B. schnelles Gehen oder langsames Laufen | z. B. Laufen , schnelles Radfahren oder Schwimmen |
Weitere Informationen über die NAKO-Gesundheitsstudie: Hier
4.2 Hamburg City Health Study (HCHS)
Rahmenbedingungen
Die vorliegende Untersuchung ist Teil einer längsschnittlich angelegten, populationsbezogenen Kohortenstudie, die zwischen Februar 2016 und Dezember 2021 durchgeführt wurde. Grundlage war eine Zufallsstichprobe des Einwohnermeldeamts, aus der Personen im Alter von 45 bis 74 Jahren aus der Hamburger Allgemeinbevölkerung ausgewählt wurden. Insgesamt nahmen 12.398 Hamburgerinnen und Hamburger an der Studie teil.
Die Stichprobe wurde hinsichtlich Geschlecht, Altersgruppe und Bildungsstand differenziert – eine Übersicht findet sich in Tabelle 8.
Das Alter sowie das Geschlecht wurden nach Angaben des Einwohnermeldeamts berichtet, während der Bildungsstand nach Selbstangaben der Standard Classification of Education (ISCED) in die Kategorien geteilt wurde und sowohl schulische als auch berufliche Bildung inkludiert. Die Daten wurden dem Hamburger Bewegungsbericht vom Epidemiologischen Studienzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zur Verfügung gestellt.
Tabelle 8. Stichprobe nach Kategorien (n=12.398)
Geschlecht | Altersklasse (Jahre) | Bildungsstand | ||||||
Männlich | Weiblich | 45 < 55 | 55 < 65 | 65 < 75 | ≥ 75 | Hoch | Mittel | Niedrig |
6188 | 6210 | 3613 | 4287 | 3830 | 668 | 6094 | 6006 | 298 |
Methodik
Die körperliche Aktivität in der Freizeit wurde mittels eines standardisierten Fragebogens des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) erfasst. Abgefragt wurden dabei u. a. folgende Aktivitäten:
- Zu Fuß gehen
- Treppensteigen
- Radfahren und weitere sportliche Aktivitäten
- Gartenarbeit und handwerkliche Tätigkeiten
- Hausarbeit
- Fernsehen und Schlafen
Die Teilnehmenden gaben an, wie viele Stunden pro Woche sie durchschnittlich mit den jeweiligen Aktivitäten verbrachten. Diese Angaben wurden anschließend in metabolische Äquivalente (MET) umgerechnet, um die körperliche Aktivität standardisiert einordnen zu können (siehe Tabelle 9).
Tabelle 9. Kategorisierung des metabolischen Äquivalents
Ruhe | Sitzendes Verhalten | Leicht-intensive körperliche Aktivität | Moderat-intensive körperliche Aktivität | Hoch-intensive körperliche Aktivität |
1 MET | 1 – 1,5 MET | 1,6 – 2,9 MET | 3 – 5,9 MET | ≥ 6 MET |
z. B. schlafen | z. B. Fernsehen oder sitzende Bürotätigkeit | z. B. Alltagsaktivitäten, die kaum anstrengend wahrgenommen werden | z. B. schnelles Gehen oder langsames Laufen | z. B. Laufen , schnelles Radfahren oder Schwimmen |
Zusätzlich wurde in der Basisuntersuchung die Handgreifkraft mittels eines Handdynamometers gemessen. Für jede Hand wurden drei Messungen durchgeführt, aus denen jeweils ein Mittelwert berechnet wurde. Die Ergebnisse wurden mit bundesweiten Referenzwerten nach Steiber (2016) verglichen (siehe Tabelle 10).
Tabelle 10. Referenzwerte zur Handgreifkraft nach Steiber (2016)
Altersklassen | Männer | Frauen |
65 - 70 Jahre | 40,2 - 50,6 kg | 24,5 - 30,5 kg |
70 - 75 Jahre | 34,2 - 47,6 kg | 23,4 - 29,2 kg |
75 - 80 Jahre | 43,7 - 45,4 kg | 22,7 - 28,9 kg |
Weitere Informationen zur Hamburg City Health Study: Hier
4.3 Longitudinal-Urban-Cohort-Ageing-Study (LUCAS)
Rahmenbedingungen
Die Longitudinal Urban Cohort Ageing Study (LUCAS) wurde im Jahr 2000 von der klinisch-geriatrischen Forschungsabteilung des Albertinen-Hauses ins Leben gerufen. Ziel der Studie ist es, gesundheitsbezogene Altersverläufe über mehrere Jahre hinweg wissenschaftlich zu begleiten.
Die ersten vier Erhebungswellen fanden in den Jahren 2001/2002, 2007/2008, 2009/2010 sowie 2011/2012 statt. In die Studie eingeschlossen wurden 642 ältere, selbstständig lebende Personen im Alter von 70 bis 93 Jahren(Durchschnittsalter: 78,5 Jahre), die zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht pflegebedürftig waren.
Die Teilnehmenden wurden auf Grundlage ihrer funktionellen Fähigkeiten klassifiziert. Diese Einteilung erfolgte nach dem LUCAS Funktionsindex (LUCAS-FI) und ist in Tabelle 11 dargestellt.
Tabelle 11. Kategorisierung der Stichprobe nach funktionellen Fähigkeiten; Gemäß LUCAS Funktionsindex (LUCAS-FI)
Gesamt (n) | Robust | Im Übergang | Frail | |
Gesamt | 642 | 104 | 323 | 215 |
Frauen | 409 | 58 | 208 | 143 |
Männer | 233 | 46 | 115 | 72 |
Altersklasse 70-79 | 408 | 91 | 203 | 114 |
Altersklasse 80+ | 234 | 13 | 120 | 101 |
Tabelle 12. Kategorisierung der Stichprobe nach funktionellen Fähigkeiten; Gemäß Short Physical Performance Battery (SPPB)
Gesamt (n) | Robust | Im Übergang | Frail | |
Gesamt | 642 | 174 | 284 | 184 |
Frauen | 409 | 107 | 180 | 122 |
Männer | 233 | 67 | 104 | 62 |
Altersklasse 70-79 | 408 | 139 | 189 | 80 |
Altersklasse 80+ | 234 | 35 | 95 | 104 |
Methodik
Zur Beurteilung der körperlichen Funktionalität im Alter wurden sowohl subjektive als auch objektive Verfahren eingesetzt:
- Der LUCAS Funktionsindex (LUCAS-FI) ist ein Fragebogen-basiertes Instrument, das auf die frühzeitige Erkennung von Funktionseinbußen bei älteren, selbstständig lebenden Menschen abzielt. Er umfasst je sechs Fragen zu Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen, z. B. zu Gewichtsveränderungen, Mobilitätsverhalten oder Angst vor Stürzen. Anhand der Antworten werden die Teilnehmenden in verschiedene Funktionsklassen eingeordnet (siehe Tabelle 11).
- Ergänzend dazu wurde die Short Physical Performance Battery (SPPB) eingesetzt – ein international anerkanntes, standardisiertes Testverfahren zur Bewertung der Funktionalität der unteren Extremitäten. Die SPPB umfasst drei Teiltests:
- Gleichgewicht (verschiedene Standpositionen)
- Gehgeschwindigkeit über eine 4-Meter-Strecke
- Aufstehen von einem Stuhl (mehrfach wiederholt)
Jeder Test wird auf einer Punkteskala von 0 bis 12 bewertet, wobei höhere Punktzahlen auf eine bessere körperliche Leistungsfähigkeit hinweisen.
Zusätzlich wurden objektive Gangparameter mithilfe des GAITRite-Systems, einem instrumentierten Gehweg, erfasst. Damit konnten unter anderem Gehgeschwindigkeit, Schrittlänge und Gangstabilität präzise gemessen und als Referenzwerte für funktionale Fähigkeiten im höheren Lebensalter genutzt werden.
Der LUCAS Funktionsindex: Fragestellungen und Ableitung von Funktionsklassen [Dapp et al. 2014]
6 Fragen zu funktionalen Risiken (Frailty):
- Unbeabsichtigt 5 kg oder mehr an Gewicht abgenommen? (Ja)
- Art und Weise verändert, 1 km zu Fuß zu gehen? (Ja)
- Art und Weise verändert, 10 Treppenstufen zu steigen? (Ja)
- Art und Weise verändert, in ein Auto, in einen Bus/Zug einzusteigen? (Ja)
- An maximal 2 Tagen der vergangenen Woche zu Fuß unterwegs gewesen? (Ja)
- In den letzten 12 Monaten hingefallen? (Ja)
6 Fragen zu funktionalen Reserven (Robust):
- 500m Gehstrecke selbstständig und ohne Schwierigkeiten möglich? (Ja)
- An mindestens 3 Tagen der vergangenen Woche zu Fuß unterwegs gewesen? (Ja)
- Mindestens 1×/Woche mäßig anstrengender Sport? (Ja)
- Mindestens 1×/Woche stärker anstrengender Sport? (Ja)
- Ehrenamtliche Tätigkeit? (Ja)
- Vermeidung von Tätigkeiten wegen Sturzangst? (Nein)
LUCAS-FI: Ableitung der vier möglichen Funktionsklassen:
- Robust: viele Reserven (3–6) und keine/wenige Risiken (0–2)
- postRobust: viele Reserven (3–6) und viele Risiken (3–6)
- preFrail: wenige Risiken (0–2) und keine/wenige Reserven (0–2)
- Frail: viele Risiken (3–6) und wenige Reserven (0–2)
SPPB Score: Ableitung der drei möglichen Funktionsklassen:
- Robust: 11-12
- Im Übergang: 8-10
- Frail: 0-7